Die Integrative Validation in der Altenpflege – kommt Ihnen folgende Situation aus dem Pflegealltag bekannt vor? Sie sind als Altenpfleger in einem Altenheim tätig. Es ist 12.00 Uhr und das Mittagessen steht an. Sie möchten Frau S. aus ihrem Zimmer holen und sie in den Speiseraum begleiten. Frau S. leidet an einer Demenz. Im Zimmer sehen Sie, dass Frau S. mit einem imaginären Tuch ihren Tisch reinigt. Sie ist hektisch, lächelt aber dabei. Pflegekraft: Frau S. es ist 12.00 Uhr, kommen sie bitte mit zum Essen? Frau S.: Nein, ich muss hier noch saubermachen. Die Kinder kommen doch gleich von der Schule. Pflegekraft: Ihre Kinder? Die sind doch schon groß und haben selbst Kinder. Kommen sie bitte zum Essen. Frau S. antwortet nicht und reinigt weiter ihren Tisch.
Später schreibt die Pflegekraft folgenden Eintrag in den Pflegebericht. „Bewohner war unruhig. Bin validierend auf sie eingegangen. Ohne Erfolg.“ Dieser Eintrag wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Was bedeutet validierend? Mit welcher Validationstechnik wurde gearbeitet. Wie hat sich der mangelnde Erfolg bemerkbar gemacht? Die Tatsache, dass der Begriff „Validation“ von Pflegekräften oft willkürliche Verwendung findet, führt zu diesem Misserfolg.
Man kann zwei verschiedene Validationstechniken differenzieren
- Validation nach Feil, benannt nach Naomi Feil und von dieser entwickelt, verfolgt ein therapeutisches Ziel. Feil geht davon aus, dass Menschen mit Demenz unerfüllte Lebensaufgaben bewältigen müssen. Die Validation soll dem Erkrankten dabei helfen
- Die Integrative Validation (IVA), entwickelt von Nicole Richards, dient der Kommunikation und Kontaktaufnahme mit an Demenz erkrankten Menschen, um diese mit ihren Gefühlen und Antrieben wahrzunehmen
Der Umgang mit IVA erfordert ein wenig Übung, kann aber den Pflegealltag für Bewohner und Pflegekräfte deutlich entlasten. Eine Demenzerkrankung führt dazu, dass der erkrankte Mensch weniger aus rationalen Gründen agiert. Stattdessen treten Gefühle und Emotionen in den Vordergrund. Pflegekräfte müssen begreifen, dass wir Menschen mit einer Demenz nicht in unsere Realität „hineinziehen“ können. Aber wir können uns, mit etwas Empathie, in ihre Welt hineinfühlen.
Das Vorgehen nach der Integrative Validation (IVA)
In Bezug auf oben geschilderte Pflegesituation geht die IVA folgendermaßen vor:
- Die Pflegekraft beobachtet, welches Motiv/welcher Antrieb hinter der Handlung von Frau S. steckt
- Die Pflegekraft benennt die Gefühle, die sich aus den Handlungen und Aussagen von Frau S. zeigen, im direkten Gespräch. In diesem Moment geschieht „Validation“ – die Wertschätzung dessen, was Frau S. empfindet und antreibt
- Die Pflegekraft verallgemeinert den wahrgenommenen Antrieb mit Sprichworten, Liedtexten, Zitaten etc
Das obige Gespräch könnte nun so aussehen: Pflegekraft: Frau S. es ist 12.00 Uhr, kommen sie bitte mit zum Essen? Frau S.: Nein, ich muss hier noch saubermachen. Die Kinder kommen doch gleich von der Schule. Pflegekraft: Frau S. sie sind immer so fleißig. Sie passen gut auf, dass immer alles sauber und ordentlich ist. Frau S: Ja. Pflegekraft: Sie sind sehr pflichtbewusst Frau S. und tragen viel Verantwortung. Frau S: Ja. Pflegekraft: Ohne Fleiß kein Preis. (Oder: Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann). Aber Frau S. sie wissen doch: Wer viel arbeitet, muss auch mal Pause machen. Möchten Sie nicht eben mitkommen zum Essen? Frau S: Oh ja, etwas Appetit habe ich schon.
Es mag sein, dass Sie das im Moment als sehr theoretisch empfinden, aber, es funktioniert. Und je mehr Sie es selbst üben, desto besser wird es funktionieren. Sie werden schnell feststellen, dass sich die einzelnen Schritte der IVA gut variieren lassen. Die Integrative Validation ist kein Allheilmittel. Im Umgang mit Menschen mit Demenz ist es jedoch eine von vielen geeigneten Methoden, den Menschen ganzheitlich wahrzunehmen, ihn wertzuschätzen und so anzunehmen wie er ist.
„Ein Mensch mit Demenz handelt immer logisch; in seiner Welt, nicht in Unserer.“
Die meisten Pflege- und Betreuungskräfte in gerontopsychiatrischen Einrichtungen arbeiten erfolgreich mit dieser Technik. Sind Sie selbst interessiert an neuen Herausforderungen, dann finden Sie hier ausgewählte Stellenangebote aus der Altenpflege – wir wünschen viel Erfolg beim Umsetzen der Integrative Validation.