Seit einigen Monaten ist der Begriff „SIS“ sowohl bei Pflege,- als auch bei Führungskräften in aller Munde. Dabei wird „SIS“ häufig gleichgesetzt mit dem Strukturmodell SIS zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation. Allerdings ist die „SIS“, ähnlich wie die Expertenstandards, nur eines von vier Elementen, auf denen das Strukturmodell aufbaut.
Sie kennen das ungeschriebene Gesetz der Pflegedokumentation?
„Was nicht dokumentiert ist, hat auch nicht stattgefunden.“ Seit Jahren treiben wir Mitarbeiter mit diesem Satz an, alles, aber auch wirklich alles, niederzuschreiben. Die Folgen sind nicht wegzudiskutieren; überforderte Mitarbeiter, die immer weniger Zeit für ihre Kunden oder Patienten haben, und, daraus resultierend, unzufriedene Kunden.
Mit dem Strukturmodell eröffnet sich uns allen eine neue Sichtweise. Wie wäre es mit: „Was nicht dokumentiert ist, ist auch nicht relevant“?
Ein Beispiel: Fr. M. kann sich Getränke nicht selbst vorbereiten. Sie trinkt aber die ihr angereichten Getränke aus. Ihre Vorlieben sind bekannt, ihre Abneigungen ebenfalls. Warum also noch ein Trinkprotokoll führen? Überlegen Sie einmal, was Ihre Mitarbeiter pro Woche protokollieren und dokumentieren. Warum tun sie das? Warum füllen Ihre Mitarbeiter z.B. Risiko-Assessments durch, obwohl jede Pflegekraft häufig schon nach kurzer Beobachtung erkennt, ob ein Risiko vorliegt oder nicht? Falls Sie auf der Suche nach einem neuen Job sind, hier finden Sie unsere Stellenangebote aus der Altenpflege.
Abhilfe leistet hier das Strukturmodell SIS, welches sich aus vier Elementen zusammensetzt.
1. Die Systematische Informationssammlung (SIS)
Mehr, als je zuvor, steht hier der Kundenwille im Vordergrund. Die Pflegekraft erfasst schriftlich und im Originalton die Wünsche des Kunden. Darüber hinaus schildert die Pflegekraft, und auch das ist neu, den individuellen Hilfebedarf aus ihrer eigenen, fachlichen Perspektive. Es folgt eine Aushandlung mit dem Kunden, über die Leistungen, die tatsächlich erbracht werden sollen.
Hier nehmen die Pflegekräfte auch eine erste Einschätzung pflegesensitiver Risiken vor, und zwar, aus ihrer Fachlichkeit heraus.
2. Die Maßnahmenplanung
Nach Erstellung der SIS, werden die besprochenen Leistungen geplant und schriftlich festgehalten. Es bietet sich an, dies in Form einer Tagesstruktur zu gestalten und den Tagesablauf des Kunden individuell zu beschreiben. Ihr voran kann eine Grundbotschaft geschaltet werden, die Sie von unnötigen Protokollen befreit.
3. Der Pflegebericht
Hier werden von der Pflegekraft lediglich Abweichungen von der o.g. Tagesstruktur dokumentiert. Das Abzeichnen einzelner pflegerischer Maßnahmen ist nicht weiter erforderlich. Allein dies bedeutet eine erhebliche Zeitersparnis. Ausnahme bilden hier behandlungspflegerische Maßnahmen, Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe, sowie Betreuungsmaßnahmen nach §87b.
4. Die Evaluation
Erfolgt nicht unbedingt turnusmäßig, sondern dann, wenn die prozesssteuernde Pflegefachkraft sie für notwendig hält. Das sollte meist dann der Fall sein, wenn es aus Sicht des Kunden zu gravierenden Veränderungen kommt.
Das klingt verlockend, doch es muss bedacht werden, welche Aufgaben auf Sie zukommen, wenn Sie sich für das Strukturmodell entscheiden. Denn jede bedeutende Veränderung, bedeutet zunächst einen erhöhten Aufwand, in diesem Fall, für alle Beteiligten.
Eine spürbare Entbürokratisierung in den Pflegeeinrichtungen
Um schließlich eine spürbare Entbürokratisierung in Ihrer Einrichtung zu erreichen, sollten Sie folgende Aspekte bedenken
- Umstellung/Implementierung einer neuen/veränderten Pflegedokumentation
- Schulung der Führungskräfte
- Schulung der Mitarbeiter
Ein nicht unbeträchtlicher Teil der anstehenden Arbeit fällt auf die Überarbeitung des Qualitätsmanagement-Handbuchs, denn immerhin verändert sich die Wahrnehmung des Kunden aus Sicht des Dienstleisters. Je nachdem, mit welchem Pflegemodell Ihre Einrichtung bisher gearbeitet hat, müssen Sie umdenken. In erster Linie gilt: Der Mensch kann! Wenn Sie dies in ihrem Leitbild berücksichtigen, müssen Sie es nicht in jeder Dokumentation verschriftlichen. Aktuelle MDK-Prüfberichte zeigen, dass das Strukturmodell nicht im Widerspruch zu den Prüfkriterien steht.
Doch ist das die ganze Mühe wert?
Die Frage müssen Sie für sich und Ihr Unternehmen beantworten. Doch die Vorteile sind deutlich:
- der Fokus der Dokumentation liegt auf dem Wunsch des Kunden
- Sie rücken die Fachlichkeit Ihrer Pflegekräfte ins rechte Licht und delegieren Verantwortung
- Zeitersparnis, die dem Kunden zu Gute kommt
- Kompatibel mit NBA
Und falls Sie jetzt auf der Suche nach neuen Mitarbeitern für Ihre Einrichtung sind, dann können wir ihnen mit einer professionellen Personalvermittlung Pflege helfen.