Crashkurs Pflegeplanung – mit diesen Tipps klappt es sofort

pflegeplanung

Die Pflegeplanung ist so etwas wie der FC Bayern München der professionellen Pflege. Man hasst sie, oder man liebt sie. Dazwischen gibt es nichts. Oder, nicht besonders viel. Mit unserem kleinen Crashkurs möchten wir Ihnen zeigen, dass es an der Pflegeplanung nichts zu fürchten gibt.

Folgendes möchten wir Ihnen vermitteln:

  1. Warum schreiben wir Pflegeplanungen?
  2. Welchen Platz im Pflegeprozess nimmt die Pflegeplanung ein?
  3. Was sind Pflegeprobleme, Ressourcen, Ziele, Maßnahmen, und, wie kann ich sie formulieren?

Warum schreiben wir Pflegeplanungen?

Die Antwort ist einfach: Weil der Gesetzgeber es von uns verlangt! Sowohl im SGB XI, als auch in den jeweiligen Landesgesetzen der einzelnen Bundesländer, ist die Pflegeplanung rechtlich verankert. Dabei ist Art und Umfang der Pflegeplanung nicht näher bezeichnet. Darüber hinaus erfüllt die Pflegeplanung aber auch ganz pragmatische Zwecke: Sie

  • enthält alle wichtigen pflegerelevanten Informationen
  • ist für alle an der Pflege beteiligten Personen handlungsleitend, im Sinne einer Dienstanweisung
  • stellt eine kontinuierliche, individuelle, an den Bedürfnissen angepasste und professionelle Pflege sicher

Mit Nutzung einer Pflegeplanung erfolgt eine deutliche Abgrenzung zwischen professioneller Pflege und der sogenannten Laienpflege. Eine Pflegefachkraft, die keine Pflegeplanungen schreiben kann, ist vergleichbar mit einem KFZ-Mechaniker, der den Ölstand Ihres Autos nicht messen kann. Pflegeplanungen gehören zum Handwerkszeug einer jeden guten Pflegekraft. Stellen Sie sich vor, sie möchten sich bei einem neuen Arbeitgeber bewerben. Während des Vorstellungsgesprächs wird möglicherweise geprüft, wie gut Sie sich mit Pflegeplanungen auskennen. Auch, wenn viele Ihrer Kollegen damit Schwierigkeiten haben. Die Pflegeplanung ist das kleine 1 x 1 der professionellen Pflege!

Welchen Platz im Pflegeprozess nimmt die Pflegeplanung ein?

Verdeutlichen wir uns noch einmal den Pflegeprozess:

» Informationssammlung » Erfassen von Problemen/Ressourcen » Festlegung von Pflegezielen » Festlegen der Pflegemaßnahmen » Durchführung (und Dokumentation) der Maßnahmen » Evaluation/Informationssammlung » etc.

Es zeigt sich, dass mit der klassischen Pflegeplanung (z.B. nach M. Krohwinkel) ein Großteil des Pflegeprozesses bereits „abgedeckt“ ist. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, denn nur so kann man ein Verständnis für die oft so „gehasste“ Tätigkeit erlangen. Unabhängig von Gesetzesgrundlagen und Vorschriften: Wir schreiben die Pflegeplanung nicht für den MDK, nicht für die Heimaufsicht und nicht für die Pflegedienstleitung: Wir schreiben sie für den Kunden und für uns Pflegekräfte selbst. Betrachten wir sie einfach als „Bedienungsanleitung“ für den pflegebedürftigen Menschen. Die Pflegeplanung will uns nicht ärgern; sie will uns helfen eine gute und professionelle Pflege für den Kunden durchzuführen.

Was sind Pflegeprobleme, Ressourcen, Ziele, Maßnahmen, und, wie kann ich sie formulieren?

Hat man diesen Teil einmal verstanden und verinnerlicht, läuft der Rest von allein. Versprochen!

Pflegeprobleme:
Bevor Sie sich der Formulierung der Pflegeprobleme widmen, müssen Sie, gemäß Pflegeprozess, Informationen sammeln. Zur besseren Gliederung lassen sich diese in drei Kategorien einteilen:

Pflegeprobleme bei Pflegeplanung

Aus den gesammelten Informationen lassen sich nun Pflegeprobleme ableiten. Mit Pflegeproblemen sind Beeinträchtigungen der Selbständigkeit eines Menschen in einem oder mehreren Lebensbereichen gemeint. Das bedeutet: Diagnosen sind keine Pflegeprobleme!

Wie kann ich ein Pflegeproblem formulieren?

Stellen Sie sich dazu einfach folgende Fragen:
Was kann er/sie nicht?
Warum kann er/sie es nicht?
Woran sehe ich das?
(Welche Gefahr besteht?)

Beispiel:
Fr. S. kann Toilettengänge nicht selbst durchführen. Sie ist desorientiert; läuft ziellos und suchend über den Flur.

Oder:
Fr. S hat einen Diabetes mellitus (Das ist noch nicht das Problem!) Sie kann die erforderlichen BZ-Kontrollen nicht selbst durchführen – sie wäre damit überfordert und die BZ-Werte wären nicht ermittelt.

Wichtig dabei ist, dass sich die Probleme immer auf den Menschen beziehen. Unsere Probleme sind nicht die Probleme des pflegebedürftigen Menschen. Aussagen wie: „Die Pflege von Fr. S. ist sehr zeitaufwendig,“ wäre nur dann richtig, wenn Frau S. damit ein Problem hat. Dass wir eine Ewigkeit in ihrem Badezimmer verbringen und die anderen Kunden warten, ist nicht das Problem von Fr. S.

Ressourcen:
Ressourcen sind unterschiedliche Hilfsquellen eines Menschen, aus denen er schöpfen kann und die Teil seiner eigenen Bewältigungsstrategie sind. Dazu gehören persönliche Fähigkeit/-en und Erfahrungen sowie eigene Motivation und Interessen. Zusätzlich kann die Gestaltung der Umgebung hilfreich sein und die Unterstützung durch Dritte. Deshalb deckt das deutsche Wort Fähigkeiten nicht alle Bedeutungen von Ressourcen ab. Hier unterscheiden wir:

Ressourcen Pflegeplanung

Die Formulierung fällt den meisten Pflegekräften leicht, da sich Ressourcen gut auflisten lassen. Doch auch hier, neigt man schnell dazu, Dinge aufzuzählen, die im Endeffekt der Pflegekraft dienlich sind. So ist z.B. der Satz: „Fr. S. lässt sich gut lenken…“ nicht wirklich eine Ressource von Fr. S. Möglich sind Aussagen wie: „Fr. S. hat und nutzt einen Rollator,“ oder, „Fr. S. fordert Unterstützung und Begleitung beim Toilettengang ein.“

Pflegeziele:
Pflegeziele beantworten die Frage nach dem, was durch die Pflege erreicht werden soll. Das ist leicht zu verstehen, jedoch finden sich hier, was die Formulierung betrifft, häufig Schwierigkeiten für die Verfasser. Dabei ist auch das mit etwas Übung ganz einfach.

Pflegeziele
a) werden positiv formuliert
b) werden so formuliert, als habe man sie schon erreicht.
c) müssen, unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen, realistisch sein.
d) müssen messbar bzw. überprüfbar sein.
e) müssen sich an dem jeweiligen Problem orientieren.

Beispiele:
Beispiele Pflegeplanung

Maßnahmen:
Die Pflegemaßnahmen werden von der Bezugspflegekraft festgelegt und sind für alle Kollegen handlungsweisend. Die Beschreibung der Maßnahmen dient, wie bereits erwähnt, als eine Art Anleitung für den pflegerischen Ablauf. Sie gewährleistet, dass der Kunde täglich gemäß seiner Bedürfnisse, Wünsche und Gewohnheiten pflegerisch versorgt wird.

Zur Formulierung der Maßnahmen beantwortet man die sogenannten 5 W-Fragen

Wer macht Was, Wann, Wie und Wie oft?

Im Hinblick auf ein gutes Pflegestufenmanagement sollte in der Maßnahmenbeschreibung die „Art der Hilfestellung“ deutlich werden. Hier wird unterschieden zwischen, Anleitung, Unterstützung, Beaufsichtigung, teilweise- und vollständige Übernahme.

Sollten Sie ein strikter Gegner der Pflegeplanung sein und haben dennoch bis hier gelesen, dann haben sie den ersten Schritt bereits gemacht. Jetzt gilt es, das gewonnene Wissen in die Praxis umzusetzen. Dazu ist es unabdingbar, dass Sie schreiben, schreiben und schreiben.

Fangen Sie ruhig im „Kleinen“ an. Schreiben sie z.B. eine Pflegeplanung für sich selbst, für Ihren Partner, für Ihre Kinder oder Ihre Haustiere. Mit jeder Planung werden Sie besser werden – versprochen. Sind Sie schon Profi in Sachen Pflegeplanung und wollen sich in einem neuen Job beweisen?


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