Auch nach etlichen Jahren in der professionellen Pflege trifft man immer wieder auf Phänomene, die man zuvor nicht kannte. Dazu gehören auch die sogenannten Nabelsteine, oder, wie ihn die Mediziner nennen, der Omphalolith (omphalos, griechisch = Nabel; lithos, griechisch = Stein). Wir möchten Ihnen zeigen, wie dieser Stein entsteht, wie sie ihn behandeln und, wie sie ihn schon im Vorfeld vermeiden können.
So entsteht ein Nabelstein
Ähnlich wie ein Fingerabdruck verhält es sich mit einem Bauchnabel. Bei jedem Menschen ist er unterschiedlich. Ist er ungewöhnlich „tief“, so bietet er die optimale Bedingung für die Entstehung eines Nabelsteins. Mangelnde bzw. nicht ausreichend gründliche Pflege spielen ihm zusätzlich in die Hände.
Im Laufe der Zeit sammeln sich im Bauchnabel abgestorbene Hautzellen und evtl. auch kleine Fusel von Kleidungsstücken. Beim Duschen und Baden kommt es häufig vor, dass man mit dem Finger im Bauchnabel „puhlt“, was zur Folge haben kann, dass die Haut- und Flusen-Reste noch tiefer in den Bauchnabel gedrückt werden. Ist dies über einen längeren Zeitraum der Fall, so entsteht ein brauner oder schwarzer Nabelstein, der unter Umständen fest im Bauchnabel verankert ist. Und, Sie werden sich wundern, wie schwierig es dann ist, diesen wieder zu entfernen.
So werden Sie Nabelsteine wieder los
Im Rahmen der grundpflegerischen Versorgung Ihrer Bewohner/Kunden/Patienten, sollten Sie sich auf die Suche nach einem Nabelstein machen. Gerade bei älteren Menschen ist das Phänomen gar nicht so selten. Machen Sie also eine gründliche Hautbeobachtung. Vor allem bei „Neukunden“ sollten Sie das ohnehin machen.
Sind Sie fündig geworden, dann sollten Sie wie folgt vorgehen.
Benötigte Materialien: Pflege-öl, Einwegspritze, mehrere Wattestäbchen, Handtücher, Pinzette, evtl. kleine Taschenlampe
- Versuchen Sie nicht auf Anhieb den Stein mit „Gewalt“ zu entfernen
- Nehmen Sie sich für die Entfernung lieber mehrere Tage Zeit. Es kann, wie beschrieben, zu einer Verankerung des Steins mit der umliegenden Haut kommen. Entfernen Sie den Stein zu früh, sind Hautverletzungen nicht ausgeschlossen
- Geben Sie mit einer Einwegspritze etwas Pflege-öl in den Bauchnabel und verteilen dies mit einem Wattestäbchen. Nach 2-3 Tagen sollte sich der Stein soweit aufgeweicht haben, dass Sie ihn problemlos entfernen können.
- Praktischerweise kann die Entfernung im Rahmen eines Vollbades erfolgen.
- Ist dies nicht möglich, dann entfernen Sie die Nabelsteine im Rahmen der Grundpflege. Optimalerweise sollte sich die betreffende Person dazu in Rückenlage befinden.
- Sorgen Sie für gute Lichtverhältnisse und entfernen Sie mit einer Pinzette vorsichtig den Nabelstein, indem Sie gezielt nach ihm greifen. Spüren Sie einen Widerstand, kann es sein, dass der Stein noch immer mit dem umliegenden Gewebe verankert ist. Dann sollten Sie ihn weitere 1-2 Tage einfach mit Öl aufweichen, ehe Sie einen neuen Versuch starten.
- Ist der Stein entfernt, trocknen Sie den Bauchnabel gründlich ab. Dazu betupfen Sie mit einem Wattestäbchen vorsichtig alle Falten im Inneren des Bauchnabels.
- Entdecken Sie entzündliche Stellen unter dem Nabelstein, so sollten Sie den Arzt informieren. Dieser kann ausschließen, dass es sich um einen Bauchnabel Pilz handelt und ggfs. eine Therapie anordnen.
Nachbereitung und, wie sollte es anders sein, Dokumentation
Wir alle können uns nicht davon freisprechen, dass es in unserem Job schonmal hektisch zugeht. Dass man da nicht immer alles im Blick hat, ist durchaus nachzuvollziehen.
Wir empfehlen Ihnen, gerade bei einem Neukunden zu beginn des pflegerischen Auftrages, eine gründliche Hautinspektion vorzunehmen. Dazu gehört es, sich über den intakten Hautzustand, gerade an schwer zugänglichen Stellen, zu vergewissern.
- Hinter den Ohren
- In den Ohren (Achtung: Nicht mit Wattestäbchen in den Gehörgang!)
- Zwischenräume der Finger
- Hautfalten (Unter der Brust, Bauchfalten, Leisten)
- Zehenzwischenräume
- Bei Kontrakturen ggfs. auch Kniekehlen, Ellenbeugen, Handinnenflächen
Die Ergebnisse Ihrer Inspektion sollten Sie an geeigneter Stelle (Pflegebericht, Anamnese, SIS-Bogen) dokumentieren.
Gleiches gilt, wenn Sie nach einer längeren Zeit (z.B. Urlaub, Krankheit, Elternzeit) Ihren Dienst wiederaufnehmen und natürlich, wenn Sie einen neuen Job als Altenpfleger antreten – geeignete Jobs für Altenpfleger finden Sie hier
Sie belegen damit,
- a) dass Sie eine gründliche Hautbeobachtung durchgeführt haben und
- b) dass ein möglicher Nabelstein nicht „auf ihrem Mist gewachsen“ ist.
Leider kommt es nicht selten vor, dass Ärzte, der MDK, Krankenhauspersonal und Angehörige behaupten, dass die Nabelsteine durch eine nachlässige Pflege durch das Pflegepersonal entstanden sei. Schon aus diesem Grund, macht eine adäquate Pflegedokumentation Sinn. Mit ihr sind Sie auf der sicheren Seite. Deshalb sollten Sie in Ihrer Eigenschaft als Altenpfleger/Krankenpfleger darauf achten, jeden neuen „Kunden“ genau unter die Lupe zu nehmen.
Legen Sie dann, im Rahmen Ihrer Maßnahmenbeschreibung fest, wie der Nabel in Zukunft zu pflegen ist. Informieren und schulen Sie diesbezüglich Ihre Kollegen, und schon gehören Nabelsteine der Vergangenheit an.